Am Ende fehlt die Energie

Osnabrück – Christian Greve konnte den Krach nicht mehr ertragen. Während des Spiels musste er es. Hinterher, als die laute Musik die Trommelklänge von der Tribüne abgelöst hatte, flüchtete der Trainer der Avides Hurricanes lieber nach draußen, um dort über die 50:66 (33:26)-Niederlage seiner Zweitliga-Basketballerinnen im Play-off-Halbfinal-Hinspiel beim Aufstiegsaspiranten Panthers Osnabrück zu sinnieren: „Uns fehlte einfach am Ende die Substanz gegen ein Team, das einen tiefen Profikader hat“, stellte er fest.
Andrea Baden pflichtete ihrem Coach bei: „Als die uns zum Schluss geknackt haben, war die Energie weg – das muss man ehrlich sagen. Bei denen war die Bank deutlich breiter.“ Vollbesetzt sogar. Bei den Hurricanes hatte hingegen Kapitänin Pia Mankertz komplett durchgespielt, während die beiden weiteren Leistungsträgerinnen Kama Griffitts und Alecia Cooley mit 38 beziehungsweise 39 Minuten ebenfalls kaum eine Pause bekommen hatten – das ließ der achtköpfige Kader nicht zu. Zudem waren Hannah Pakulat und Andrea Baden erstmals nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder dabei und auch sofort in der Starting Five. „Ich bin in diesem Spiel das erste Mal seit vier Wochen wieder gelaufen“, verdeutlichte Baden.
Dennoch machten die Hurricanes den Osnabrückerinnen das Leben extrem schwer. Die waren zwar nach einer sehenswerten Lichtshow vor dem Spiel und angetrieben von der erstligareifen Atmosphäre (rund 1?000 Zuschauer saßen bis an die Seitenlinien und versperrten auf der Tribüne sogar die Fluchtwege) mit 15:5 frühzeitig in Führung gegangen. Das lag jedoch vielmehr daran, dass die Gäste in der Offensive zunächst viel zu statisch agiert und das Tempo fast schon verschleppt hatten. „Hätten wir in der Offense so gespielt wie sonst und unsere Chancen besser genutzt, hätte die Führung höher ausfallen können“, mutmaßte auch Greve. Vivien Stoll glich in der zwölften Minute zum 21:21 aus, anschließend folgten weitere Dreier von Griffitts und Mankertz sowie sechs Cooley-Punkte bis zur 33:25-Führung (19.). Die Gäste profitieren davon, dass die Panthers ganz schwache Abschlüsse produzierten. „Wir haben aber auch gut verteidigt“, stellte Pakulat fest.Der Underdog baute seine Führung sogar noch weiter aus – in der 25. Minute sorgte Mirja Beckmann für das 41:31. „Mir war aber klar, dass noch was kommen würde. Und als die Dreier offen waren und auch fielen, wurde es schwierig. Vorher hatten wir gut contestet“, resümierte Greve. Nun jedoch spielte sich der Favorit und neue deutsche Vize-Pokalsieger den Frust von der Seele. „Der Fight war schon krass“, fand Baden. Mit einem 10:0-Run war Osnabrück nicht nur zurück im Spiel, sondern auch an den Hebeln der Macht. Beim 45:45 glich Mankertz letztmalig aus (33.). Spätestens als Melina Knopp 2:17 Minuten vor Schluss gegen die Kapitänin stealte und zum Dreipunktspiel kam (61:48), war den kaum noch treffenden Hurricanes endgültig der Stecker gezogen. „Für Pia war es schwer. Sie haben ihr gut zugesetzt. Wenn man uns schlagen will, muss man versuchen, Pia aus dem Spiel zu nehmen, das ist der Schlüssel. Sie ist der stärkste Guard der Liga“, bemerkte Greve. Auch Cooley lieferte sich unterm Korb mit Brianna Rollerson ein hartes Duell, dass Osnabrücks Amerikanerin dieses Mal mit 22 Punkten und 13 Rebounds für sich entschied.Vorteil also für Osnabrück. Doch die Hurricanes haben am Freitag (20 Uhr) im Rückspiel in Scheeßel die Chance, ein drittes Spiel zu erzwingen. Andrea Baden gibt sich jedenfalls schon mal kämpferisch. „Wir werden Gas geben und haben noch nicht mit den Play-offs abgeschlossen“, verspricht sie.
(Rotenburger Kreiszeitung)