Chancenlos beim Tabellenführer

Wer nach sechs Minuten in der Bundesligapartie zwischen den Rutronik Stars Keltern und den SNP BasCats auf die Anzeigetafel schaute, war wohl zumindest überrascht. Mit 13:9 führte der krasse Außenseiter und hatte wirklich einen guten Start hingelegt. Doch es war nur ein Momentum, denn im Laufe des Spiels ließen die Heidelbergerinnen immer mehr nach und kassierten letztlich eine hohe 50:98-Niederlage.

Keltern wirkte nach dem Euro-Cup-Einsatz zu Beginn etwas müde, das nutzten die SNP BasCats aus. Olivia Nash, Pele Gianotti, Janiek van Veen und ein Distanztreffer von Victoria Harris sorgten über 4:0 und 13:9 für eine 15:13-Führung nach acht Minuten. Wie geplant kamen die Pässe in der Mitte an. Dann sorgten zwei sehr unglückliche, aber natürlich korrekte Pfiffe für einen Bruch. Ein Offensivfoul gegen Nash und ein unsportliches Foul gegen Janiek van Veen und Keltern kam ins Rollen. Bis dahin hatte alleine Jasmine Thomas ihr Team mit sieben Punkten in Folge im Spiel gehalten.

Pele Gianotti versucht an Brittany Dinkins vorbei zu kommen.
Foto: Tom Eisele

Ab diesem Zeitpunkt hatte Heidelberg keine Chance mehr. Die Gäste verloren vollkommen ihren Fokus und ließen sich den Schneid abkaufen. Zur Viertelpause waren es nach einem 1:10-Lauf bereits sieben und zur Halbzeit 19 Punkte Rückstand. Keltern traf sehr gut von außen, der Klassenunterschied zwischen Vollprofis und Amateuren wurde immer deutlicher.

Die SNP BasCats kamen noch ganz gut ins dritte Viertel, aber die Würfe fielen nicht oder sie wurden gar nicht erst genommen. Rachel Arthur hatte in 30 Minuten Spielzeit ganze fünf Wurfversuche, Janiek van Veen und Anna Meusel einen einzigen, Michala Palenickova und Britta Daub je fünf. Das ist viel zu wenig. Dagegen punkteten bei Keltern fünf Spielerinnen zweistellig. Die Ballverluste und die Unterlegenheit im Rebound wurden mit zunehmender Spielzeit immer größer. Sofern das Scouting stimmt, hatten die SNP BasCats als Team keinen Rebound, Olivia Nash pflückte mit nur sechs Rebounds noch die meisten, die drei Center insgesamt nur elf.

Im vierten Viertel wurde es mit 29:9 dann richtig heftig. Den Kampfgeist kann man den SNP BasCats nicht absprechen, aber der Qualitätsunterschied zwar zu groß. Nur 36 Punkte gelangen aus dem Feld. Zudem machte das Team viele Fehler, die es zuletzt gar nicht mehr gemacht hatte.

Nun folgt die Länderspielpause, in der die SNP BasCats den Kopf frei bekommen können. Am 23. November (17.30 Uhr, ISSW) geht es mit dem Heimspiel gegen die Angels Nördlingen weiter. Da Saarlouis überraschend klar gegen Halle gewann, ist der Kampf um den Klassenerhalt noch enger geworden. Terminiert ist jetzt auch das Achtelfinale im DBBL-Pokal. Die Partie beim BC Marburg findet am 30. November um 19 Uhr statt.

Stenogramm: 9:13 (6.), 23:16 (10.), 49:30 (Halbzeit), 68:41 (30.), 98:50.

Punkte Rutronik Starks Keltern: Brown 20, Cvitkovic 14, Mayombo 13/2, Joseph 13/3, Thomas 12/1, Jakobsone 9/1, Dinkins 6, Anderson 6, Deura 5/1.

Punkte SNP BasCats: Gianotti 13/1, Harris 13/1, Nash 12/2, Arthur 4, van Veen 3, Zipser 3, Daub 2, Palenickova, Meusel.

Rebounds: 40:24 (Keltern/SNP BasCats).

Wurfquote aus dem Feld: 50:34%

Dreierquote: 40:254% (8/20:4/16)

Freiwurfquote: 86:74%

Ballverluste: 10:19

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Wir haben das Spiel natürlich nicht wegen den zwei Pfiffen verloren. Aber der Start war richtig gut. Danach haben wir uns völlig den Schneid abkaufen lassen. Keltern hat die Linie der Schiedsrichter besser ausgenutzt. Das waren 40 Minuten Vollprofis gegen Amateure, es wirkte wie der Wolf gegen die Hasen. Unsere Rebounds waren schwach, ebenso die Wurfquote. Leider gibt es von der Partie kein Video, so dass wir die Schwächen nicht genau analysieren können.“

Pele Gianotti: „Dieses Spiel hat uns die Realitäten gezeigt. Keltern hat hart, physisch und stark gespielt, wir waren passiv und lasch. Wir haben uns die ganze Woche weder physisch noch mental auf Keltern vorbereitet, das hat sich heute gezeigt. Wir müssen diese Niederlage, sowohl als Team als auch individuell, persönlich annehmen und so trainieren, wie wir in  Zukunft spielen wollen. Ich weiß, meine Mannschaft kann zurückschlagen und ich denke, kein Team in der Liga sollte uns mit 40 Punkten schlagen, nicht einmal Keltern. Wir können und werden ein gutes Team sein, aber wir müssen kämpfen und aggressiver sein. Wenn sich unsere Mentalität verändert, werden wir konstanter gewinnen.“

Anna Meusel: „Das war heute nichts. Keltern war der klare Favorit, aber so dürfen wir uns nicht präsentieren. Es hat heute als Team an vielen Ecken nicht gepasst und genau das ist eigentlich unsere Stärke. Das freie Wochenende tut uns sicherlich gut, um uns wieder voll auf das nächste Spiel fokussieren zu können. Da müssen wir uns die nächsten Punkte holen.“

Michael Rappe