Die glorreichen Neun

Rotenburg – Von Matthias Freese. Es war quasi eine lose Verabredung, die die beiden Trainer nach Spielende trafen. „Vielleicht sehen wir uns ja in den Play-offs wieder“, meinte Christian Greve von den Avides Hurricanes zu Mario Zurkowski von den Panthers Osnabrück. „Ja“, entgegnete der und schob hinterher: „Ich glaube aber nicht, dass wir noch mal so performen werden. Das wird uns nicht erneut passieren.“ Im ewig-jungen Niedersachsen-Derby der 2. Basketball-Bundesliga hatten die Hurricanes dem Spitzenreiter nach einem hochklassigen Fight mit 77:62 (35:31) die Grenzen aufgezeigt. Gedemütigt schlichen die Panthers schnell in ihren „Käfig“ zurück.

Osnabrücks Coach hatte einige Minuten nach dem Abpfiff die Contenance wiedererlangt, die ihm vor allem im letzten Viertel phasenweise verlorengegangen war. Fast wie ein Irrwisch hatte Zurkowski da getobt und Diskussionen mit den Referees angezettelt – was wiederum in einem technischen Foul gipfelte. Selbst das Outfit war ihm längst egal. Wütend zog er das dunkelblaue Sakko aus und lief fortan im weißen Schlabber-T-Shirt herum. Nun, neben Greve stehend, gestand er: „Die Hurricanes haben keinen Ball verlorengegeben, das hat mein Team aus dem Rhythmus gebracht.“ Und er bemängelte im Basketball-Jargon die Raumaufteilung: „Wir haben offensiv ein ganz schlechtes Spacing gehabt.“

Christian Greve hatte nichts zu meckern. Rein gar nichts. Er klammerte den 0:7-Fehlstart aus und fand angesichts der folgenden 37 Minuten seiner glorreichen Neun: „Wir haben ein perfektes Spiel hingelegt und es Osnabrück mit unserer Verteidigung sehr schwer gemacht. Die Defense hat sehr gut funktioniert, auch was Rotation und Kommunikation angeht. Das war auf den Punkt so, wie man es braucht.“ Doch sein Lob ging weiter, verständlich: „Wir haben vorne phasenweise unfassbar gut rotiert und immer die offene Spielerin gefunden.“

Zwei Stammkräfte ragten beim Tabellenfünften im ersten Durchgang heraus, weil sie sich in einen wahren Dreier-Rausch spielten – Kama Griffitts versenkte allein im ersten Viertel vier ihrer insgesamt sechs Dreier, Pia Mankertz schloss sich bis zur Pause mit drei ihrer vier Distanztreffer an. „In der ersten Halbzeit haben wir so gut getroffen, da war von außen jeder Wurf ein Treffer“, staunte die Kapitänin selbst. „Und wir haben unser Spiel mit den Sets, die wir uns erarbeitet hatten, gespielt.“

Hannah Pakulat, mit sieben Rebounds und zwei Steals wieder ein kämpferisches Vorbild, nannte einen weiteren Grund: „Meine Motivation ist gegen Osnabrück immer noch ein Stück höher, einfach weil es ein Derby ist und aufgrund der Duelle in der Vergangenheit. Außerdem sind wir als Team immer mehr zusammengewachsen und haben uns extrem entwickelt. Und wir hatten keinen Druck, sondern Osnabrück.“

Für die erste Führung der Hurricanes sorgte die erst 18-jährige Vivien Stoll, die beeindruckend cool agierte – 20:18 (11.). Fortan gelang Osnabrück noch ein paar Mal der Ausgleich, aber nie mehr die Führung. Und als Griffitts in Hälfte zwei bei ihren Dreierversuchen nicht mehr ganz die Treffersicherheit hatte, sprang Alecia Cooley am Brett ein. Stark auch, wie abgeklärt die Hurricanes nach dem 60:62 durch Melina Knopp (34.) die Partie zu Ende spielten, in den letzten zwei Minuten nichts mehr zuließen und neun Mal von der Freiwurflinie trafen. Die Hurricanes hatten die Panthers erfolgreich gejagt und erlegt wie Kurti, den Problemwolf. Auch Utz Bührmann, Vorstand Finanzen, jubelte mit den Einnahmen von rund 230 begeisterten Zuschauern in der Tasche: „Ein geiles Spiel. Das war großer Sport!“
(Rotenburger Kreiszeitung)