HTC-Damen feiern gelungene Generalprobe

Der Herner TC beendet die Hauptrunde mit einem 75:62-Sieg über Rekordmeister Wasserburg. Die Saat ist gelegt, jetzt soll bald geerntet werden.

Nach dem Spiel wandten sie ihren Fans den Rücken zu. Um sich zu distanzieren? Mitnichten. LM:V-Chef Norbert Menzel hatte mit seinem Team nicht nur eine elektronische Werbebande und jede Menge Party-Equipment aufgebaut, sondern auch eine riesige Kanone, aus der er mit einem dumpfen Knall goldenes Konfetti auf Hernes Basketballerinnen niederregnen ließ. So konnte das erste Freudentänzchen auf dem Parkett der H2K-Arena beginnen, noch ehe die strahlenden jungen Damen sich mit mehreren „Wellen“ und dem Abklatschmarsch über die Tribüne bei ihrem Publikum bedankten.

Viele blieben noch bis tief in die Nacht, um mit dem Team, den Trainern und den Verantwortlichen die herausragende Hauptrunde zu feiern, die mit dem 75:62-Erfolg über den Deutschen Rekordmeister TSV 1880 Wasserburg ihren würdigen Abschluss fand. Mit 18:2 Siegen haben die Schützlinge von Marek Piotrowski überlegen Platz eins erobert und die beste Saison eines Herner Sportteams seit mindestens 25 Jahren aufs Parkett gelegt.

Herner Fokus gilt dem Top4-Turnier

So gelungen die zweite Party des Wochenendes auch war – tags zuvor hatten die HTC-Ladys im KuZ die Wahl zur Mannschaft des Jahres gefeiert – sie war nicht mehr als eine gelungene Generalprobe. Gewonnen nämlich haben die Hernerinnen noch nichts. Jetzt erst beginnt die Phase der Saison, in der die Preise verteilt werden. „Bisher haben wir gesät, jetzt müssen wir ernten“, stellte Teammanager Dirk Pooch fest. In einem Punkt aber war er ganz sicher: Das wissen auch die Spielerinnen. „Die sind so ehrgeizig, die wollen jetzt auch was gewinnen.“ Und dazu müssen sie sich ab sofort ganz auf das Final Four am nächsten Wochenende in eigener Halle fokussieren, wo sie es im Halbfinale am Samstag mit dem BC Marburg zu tun bekommen.

Leicht wird das nicht, wie Cheftrainer Marek Piotrowski prophezeit. „Das wird eine ganz enge Kiste, ähnlich wie heute“, schaffte er sofort den Schlenker zum Wasserburg-Spiel. Da hatten sich die Hernerinnen nämlich über weite Strecken sehr schwer getan. Bis Ende des dritten Viertels wechselte die Führung mehrfach. Der HTC lag anfangs mit fünf (7:2/3.), einmal auch mit sechs (46:40/22.) vorn, der maximale Vorsprung der Gäste lag bei drei Punkten.

Aggressivere Defense zeigt Wirkung

Als Pointguard Jennifer Schlott mit zwei verwandelten Freiwürfen auf 55:56 (28.) stellte, war das jedoch die letzte Wasserburger Führung. Jill Bettonvil konterte mit vier schnellen Punkten, danach machte sich die aggressivere Herner Defense der zweiten Hälfte mehr und mehr bezahlt. Während Piotrowski ohne Qualitätsverlust durchwechseln und immer frische Kräfte aufs Parkett schicken konnte, ging den Gästen am Ende etwas die Puste aus. Nur weil der HTC einige Korbleger ausließ und offensiv mitunter etwas konfus spielte, blieb Wasserburg bis zum 63:60 (35.) dran. Dann kam Beatrice Attura von der Bank, traf zweimal von jenseits der 6,75m-Linie, und er hieß 69:60 (37.). Als Jordan Frericks sich dann einen Offensivrebound schnappte und den Ball in die Reuse stopfte, war der Widerstand gebrochen.

„In der zweiten Hälfte haben wir besser verteidigt und nur 22 Punkte zugelassen“, sah Piotrowski wieder einmal den Schlüssel zum Sieg in der Defense. Die arbeitete zuvor nicht so schnell und körperbetont wie üblich – vielleicht eine Folge der harten Trainingswoche, für die eigens der Fitness-Coach aus Polen angereist war. Denn beim HTC wissen sie: Nach dem Säen muss man Düngen. Dann fällt die Ernte üppiger aus.

Herner TC – TSV Wasserburg 75:62. Viertel: 23:23, 19:17, 17:18, 16:4. HTC: Frericks (19), Bully (9/1 Dreier), Loyce Bettonvil (8/1), Attura (8/2), Burton (8), Westerik (7), Kuijt (6), Jill Bettonvil (4), Karic (4), Sannes (2), Garbin, Polleros. TSV: Brunckhorst (15/2), Schlott (13), Fiebich (11), Jakovina (8), Tunstull (6), Williams (5), Pöcksteiner (2), Perner (2), Mfoula, Hartmann, Scholzgart. Scouting (HTC – TSV): Zweier: 53 % (27/51) – 47 % (17/36); Dreier: 40 % (4/10) – 29 % (2/7); Freiwürfe: 47 % (9/19) – 96 % (22/23); Rebounds. 27 – 29; Turnovers: 11 – 22; Assists: 9 – 5.

Quelle: Wolfgang Volmer/WAZ