Hurricanes haben „Bock“ auf Keltern

Rotenburg – Von Matthias Freese. Zwischen Keltern und Rotenburg liegen nicht nur rund 600 Kilometer, sondern auch sportlich betrachtet Welten. Hier der ungeschlagene und komplett aus Profis bestehende Spitzenreiter der Basketball-Bundesliga der Damen sowie Europokal-Teilnehmer, dort der Zweitligist, der versucht, mit vielen Eigengewächsen und zwei Importspielerinnen die Play-offs zu erreichen. Am Sonntag (15 Uhr) treffen beide Welten aufeinander, erstmals seit dem Abstieg der Avides Hurricanes 2017. Die Rutronik Stars Keltern kommen zwischen zwei internationalen Auftritten in die Pestalozzihalle – zum Achtelfinale im DBBL-Pokal.

Manchmal sind es die kleinen Probleme, die Sorgen bereiten. In diesem Fall ist es nicht der frühe Start der Reise, morgens gegen halb sieben. Vielmehr ist es der knapp zwei Kilometer lange Weg vom Rotenburger Bahnhof zur Halle. Keltern reist am Sonntag mit dem Zug aus Baden-Württemberg an – und auch wieder ab. „Da brauchen wir noch die Unterstützung von Rotenburg, dass uns irgendjemand abholt. Ich hoffe auf die Kulanz von Utz Bührmann (Vorstandsmitglied der Hurricanes, Anm. d. Red.), dass er uns shuttelt“, sagt Kelterns Vorstandsvorsitzender Dirk Steidl. Bereits bei der Anwurfzeit sind die Hurricanes entgegengekommen, damit die „Sterne des Südens“ noch am selben Tag nach Hause kommen.

Auf Kelterns Homepage ist das Pokalspiel übrigens nicht im Terminkalender zu finden. Doch Steidl betont, dass die Partie „höchste Priorität“ hat und mit der „größtmöglichen Konzentration“ angegangen wird. Deshalb sei auch eine geplante Fuß-OP beim belgischen Shooting Guard Emmanuella Mayombo noch einmal verschoben worden. Sie ist neben Jasmine Thomas die einzige Spielerin in Kelterns Kader, die bereits den letzten Vergleich beider Teams im März 2017 mitgemacht hat. Damals kassierten die Hurricanes auswärts mit 62:102 ihre höchste Erstliga-Niederlage, waren zu dem Zeitpunkt aber auch bereits abgestiegen. Pia Mankertz, Hannah Pakulat, Andrea Baden und Vivien Stoll sind aus dem damaligen Kader noch dabei.

Keltern hat seitdem den TSV Wasserburg als Nummer eins im deutschen Damen-Basketball abgelöst und setzt nach dem Weggang von Emma Stach (Pinkk Pésci/Ungarn) inzwischen komplett auf ausländische Kräfte. „Keltern tritt mit einer reinen Profimannschaft ohne deutsche Spielerinnen im Kader bei uns an“, verdeutlicht Utz Bührmann, der bekanntlich kein Freund des Keltern-Modells ist, aber anerkennt: „Ihr Aufstieg ist verbunden mit dem Namen Dirk Steidl, der zielstrebig und vehement aus einem Verein ohne Jugendarbeit eine der ganz großen Adressen im deutschen Damen-Basketball gemacht hat.“ Steidl war es seinerzeit auch, der die Deutschenregelung in der Basketball-Bundesliga juristisch zu Fall gebracht hatte.

Während sein Club in Deutschland vorneweg läuft, will es im europäischen Wettbewerb noch nicht so recht klappen. „Die deutsche Liga ist im Vergleich zu anderen Ligen nicht so prickelnd. Da sind andere viel weiter. Mit Ungarn kannst du zum Beispiel nicht mithalten, schon finanziell nicht. Da wird die Liga sogar vom Staat gefördert“, erklärt Steidl.

Gerne würde er auch deutsche Spielerinnen einsetzen. „Aber es gibt einfach zu wenige. Ich weiß nicht, wo man die herbekommen soll.“ Und auf die wenigen, die es gebe, würden die auch als Vereinscoaches tätigen Nationaltrainer zugreifen, kritisiert Steidl. „Zudem steht bei uns der Leistungsgedanke oben – und manche halten dem Druck nicht stand.“

Ob die Hurricanes dem Druck der Überflieger aus Keltern gewachsen sind, muss sich zeigen. „Wir wissen, was auf uns zukommt und haben Bock darauf“, betont Coach Christian Greve vor dem „Bonbonspiel“. Bührmann hofft, dass es den Zuschauern ähnlich geht. Er setzt darauf, „dass die beste deutsche Mannschaft ein bisschen zieht, vielleicht 400 bis 500 Leute“, wünscht er sich. Übrigens haben die Hurricanes die Sporthalle in Scheeßel für den 5. Januar, den Tag des Viertelfinales, bereits geblockt – sicher ist sicher. „Man muss ja von allem ausgehen“, meint auch Coach Greve.
(Rotenburger Kreiszeitung)

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