Smith soll unterm Korb aufräumen

Scheeßel – Kierra Mallard, Cassidy Clark, Alecia Cooley, Becky Nash – die Avides Hurricanes haben auf der Center-Position in der Vergangenheit mehrfach ein glückliches, ab und zu aber auch ein weniger glückliches Händchen gehabt. Mit der Verpflichtung der Kalifornierin Daeja Smith ist Coach Christian Greve guter Dinge, dass in der neuen Saison der 2. Basketball-Bundesliga sein Team unterm Brett wieder bestens besetzt ist. Die 24-Jährige hat in der vergangenen Serie beim griechischen Erstliga-Zehnten Kronos Agiou Dimitriou WBC gespielt. Sie stammt von der California State University Fullerton.

„Der Eindruck, den ich von den Videos und Telefonaten habe, ist ein sehr positiver. Sie bringt mit ihrer Physis eine Rebound-Präsenz mit und hat auf einem konstanten Level gespielt“, sagt Greve. Das ist auch auf YouTube zu erkennen. In 9:08 Minuten sind dort ihre Highlights zu finden. Sie schirmt geschickt den Ball ab, nutzt ihre Reichweite, kann aber auch aus der Distanz treffen. „Meine Stärken sind das Rebounding und das Finden des offenen Mitspielers auf dem Platz“, beschreibt Daeja Smith selbst ihr Spiel. In Griechenland kam sie durchschnittlich auf 6,2 Punkte und 5,6 Rebounds pro Spiel. „Die erste Liga dort ist grundsätzlich stärker als unsere zweite Liga“, erklärt Greve.

Bei den „Titans“ hatte sie zuvor in der NCAA 1 (Big West Conference) eine tragende Rolle im Team inne. In ihren letzten beiden Jahren hatte sie im Schnitt zweistellig gepunktet (12,5/13) und auch bei den Rebounds fast eine zweistellige Quote erreicht (jeweils 9,3). „Die Erfahrung in Griechenland war definitiv notwendig. Ich bin als Einzelperson gewachsen. Es hat mir gezeigt, wie es ist, professionell zu spielen und was ich tun muss, um mich auf die nächste Saison vorzubereiten“, erklärt die 1,90 Meter große Post-Spielerin und nennt ihre persönlichen Ziele: „Meine Ambitionen müssen es sein, eine bessere Spielerin zu werden. Es gibt immer Raum für Wachstum.“

Auch wenn sie die Hurricanes nicht kennt – Deutschland ist eines ihrer Traumziele. „Ich habe mich dafür entschieden, weil ich schon immer nach Deutschland wollte. Ich habe es wirklich genossen, mit dem Trainer zu sprechen. Ich kann es kaum erwarten, für ihn zu spielen“, betont die US-Amerikanerin. „Ich bin so aufgeregt, mehr über die Mannschaft zu erfahren und auch für sie zu spielen.“ Hätte sie früher von ihrem Wechsel gewusst, hätte sie sich auch bei ihrer ehemaligen Mitspielerin Korinne Campbell erkundigen können, die die Griechen im Januar verlassen hatte und 2015/2016 mal für einige Spiele bei den Hurricanes unter Vertrag stand.

Für Greve war es vor allem wichtig, eine Spielerin zu verpflichten, die bereits „Overseas“ Erfahrungen gesammelt hat. „Europa ist manchmal ein Kulturschock für Amerikaner, wenn sie noch nie außerhalb der USA waren. Ich kenne genügend Beispiele von Spielerinnen, die sofort wieder geflüchtet sind. Ich will aber jemanden, der die Saison auch durchzieht“, erklärt der Coach und verrät: „Daeja habe ich vergangenes Jahr schon auf dem Schirm gekriegt. Nur war sie da noch ein Rookie und kam direkt vom College.“

Hochmotiviert ist die Amerikanerin schon jetzt: „Um den Hurricanes auf dem Court zu helfen, werde ich mein Bestes geben. Ich werde sicherzustellen, dass ich eine großartige Mitspielerin bin, werde sie antreiben und aufmuntern, wenn es mal nicht so läuft“, verspricht Smith.

Greve geht davon aus, dass sie spätestens Mitte September in Scheeßel eintrifft, dann jedenfalls plant er den gemeinsamen Trainingsstart. Bis dahin müssen die Hurricanes aber noch die durch die Corona-Pandemie veränderten Einreisemodalitäten klären beziehungsweise erfüllen. „Wir gehen davon aus, dass es keine Probleme geben sollte“, sagt Utz Bührmann vom Vorstand der Hurricanes und rechnet damit, dass Basketball-Profis unter die Sondergenehmigung für Fachkräfte fallen. Er spricht aber auch von einer „generellen Unsicherheit“. Was im Fall der Hurricanes nachvollziehbar ist, denn die letzte Centerin des Teams, die Kanadierin Becky Nash, hatte bei ihrer Ausreise im Frühjahr vier Tage auf dem Flughafen in Amsterdam festgesessen, wie Bührmann berichtet. „Man hat sie nicht in ihr Flugzeug gelassen, weil sie über die USA nach Toronto reisen sollte. Also haben wir sie dann auf einen Direktflug nach Kanada umgebucht.“

(Rotenburger Kreiszeitung)