Tigers starten Aufholjagd zu spät

Am Boden: Jill Stratton (r.) kämpft im Duell mit Berlins Ireti Amojo in schier aussichtsloser Lage um den Ball. In Lauerstellung wartet die famose Lena Gohlisch (l.) auf ihre Chance. Foto: Ja/Tinter, Anja (ati)

Beim 76:79 gegen Alba Berlin spielt der Basketball-Zweitligist aus Neuss erst nach der Pause wie ein Play-off-Team.

Der Tragweite der im Grunde vermeidbaren 76:79-Heimniederlage (Halbzeit 38:49) des von ihm trainierten Basketball-Zweitligisten TG Neuss Tigers gegen Alba Berlin war sich John F. Bruhnke schon unmittelbar nach der Schlusssirene bewusst: „Heute haben wir wahrscheinlich Platz drei verspielt.“ Für seine am nächsten Wochenende spielfreien Schützlinge dürfte es am letzten Spieltag der regulären Saison in Rotenburg (15. März) nur noch darum gehen, wenigstens den vierten Rang zu verteidigen.

Die Ausgangsposition wäre wesentlich besser gewesen, wenn sich die Neusserinnen gegen Alba über die volle Spielzeit ins Zeug gelegt hätten. War es doch ein blutleerer Auftritt in der erste Hälfte. Was die Tigers bis zum Seitenwechsel ablieferten, bezeichnete Bruhnke vollkommen zu Recht als Katastrophe. Sicher, in der verletzungsbedingten Abwesenheit von US-Profi Briana Williams wirkte Jill Stratton im Aufbau mitunter überfordert. „Ich habe das Teamleading vermisst“, sagte ihr Trainer. Doch eine Wurfquote von 32 Prozent (10/31) ist eines Zweitligisten einfach unwürdig. So etwas wäre nur mit einer zupackenden Defensive zu kompensieren. Doch auch da wirkten die Gastgeberinnen seltsam desintressiert. Sie ließen 40 Versuche der Berlinerinnen zu. Und weil davon 50 Prozent erfolgreich waren (20/40 insgesamt, 6/15 Dreier), zog Alba auf bis zu 13 Punkte davon (49:36).

In der Halbzeitpause hielt Bruhnke seinen Mädels darum vor: „Es sieht ein bisschen so aus, als würdet Ihr darauf warten, dass Euch jemand an die Hand nimmt.“ Ernsthaft an der Wende begannen die Tigers tatsächlich erst ab der 27. Minute (44:57) zu arbeiten, als Franziska Worthmann mit ihren 3 Punkten zum 47:57 einen von Jana Heinrich mit dem Korb zum 54:57 abgeschlossenen 10:0-Lauf initiierte. Weil sich diesmal alle einsatzfähigen Spielerinnen an der Aufholjagd beteiligten, gerieten die lange stark aufspielenden Gäste um die fantastische Lena Gohlisch (24 Punkte, 4/4 Dreier) doch noch ins Schwimmen. Als die Truppe von der Spree 3:33 Minuten vor Schluss in der mit dem Fuß umgeschlagenen Ireti Amojo ihre Alpha-Wölfin verlor und Ronja Spießbach kurz darauf der 68:68 Ausgleich (37.) gelang, schien der Umschwung geschafft. 1:54 Minute vor dem Ende brachte Jana Heinrich die Gastgeberinnen das erste Mal in diesem Match in Führung (72:70).

Spätestens jetzt sahen die Zuschauer in der Elmar-Frings-Sporthalle einen Krimi. In dem warf Britta Worms Neuss noch zweimal in Front (74:72/39. und 76:75 36 Sekunden vor Schluss). Mit den Punkten von Lena Gohlisch zum 77:76 für Alba blieben der TG nach einer Auszeit noch 15,4 Sekunden für einen letzten Angriff. US-Girl Erika Livermore blockte jedoch den Wurfversuch der am Korb in Stellung gebrachten Britta Worms. Auch nach Livermores Freiwürfen zum 79:76 mit noch 6,2 Sekunden auf der Uhr ließen sie die Gäste bei der Verteidigung der zum Dreier ansetzenden Jana Heinrich gewähren.

Sei‘s drum, die Tigers haben im Kampf um Platz drei das Heft des Handelns selbst aus der Hand gegeben. Und weil sich die personelle Situation bis zum Spiel in Rotenburg vielleicht etwas entspannt hat (dann sind hoffentlich Lotti Ellenrieder und Inga Krings wieder dabei), schloss Bruhnke das Match mit einer positiven Note ab: „Die Reaktion der Mannschaft auf die schwache erste Hälfte hat mir gefallen.“

Neuss Wischnitzki (3), Wucherer (4), L. Schnelle, Worthmann (20), R. Spießbach (3), J. Schnelle (4), L. Spießbach (4), Heinrich (14),  Worms (17), Stratton (11)

Berlin Amojo (10), Reuß (7), Höfermann , Poros (4), Hirmke (7), Gohlisch (24), Abbott, Öztürk, Livermore (17), Jackowska (10)

Quelle NGZ Qnline