Tigers triumphieren im Geisterspiel

In ihrem ersten Liga-Spiel für die TG Neuss Tigers deutete Christina Krick ihr großes Potenzial an. Hier steht sie im Duell mit Hannah Pakulat. Foto: Andreas Woitschützke

Wegen steigender Infektionszahlen zwar vor leeren Rängen, aber erfolgreich ist Basketball-Zweitligist TG Neuss in die Saison gestartet. In heimischer Elmar-Frings-Sporthalle gelang gegen Rotenburg/Scheeßel ein deutlicher 91:76-Sieg.

Der wohl wichtigste Satz des Abends kam aus dem Mund von Jana Heinrich. Nach dem ganz und gar ungewöhnlichen Spiel der 2. Basketball-Bundesliga Nord stellte die Führungskraft der TG Neuss Tigers leise fest: „Schön, dass wir überhaupt spielen konnten.“ Anderswo fiel der Saisonauftakt wegen Corona-Verdachtsfällen nämlich ins Wasser.

Obwohl in der Elmar-Frings-Sporthalle ohne Zuschauer gespielt wurde, was der Partie eine fast schon gespenstische Atmosphäre verlieh, hatten auch die AVIDES Hurricanes die rund dreieinhalbstündige Fahrt aus dem niedersächsischen Rotenburg ins Risikogebiet Rhein-Kreis Neuss mit einem mulmigen Gefühl angetreten. Da habe es Stimmen im Team gegeben, „die sagen, sie würden nicht so gerne hinfahren“, verriet Trainer Christian Greve. Ob es daran lag, dass das Match zweier Teams, die am Ende unter den Top Vier landen wollen und können, nur ganz schwer in Gang kam? Seltsam zumute war auch den Gastgeberinnen beim Anblick der komplett hochgefahrenen Tribüne. „Manche Spielerinnen brauchen einfach das Publikum, um ihre beste Leistung zu bringen“, erklärte Coach John F. Bruhnke. Fahrt nahm das Duell nach sehr zittrigem Start – das erste Viertel endete 13:11 – jedenfalls erst im zweiten Abschnitt auf.

Dass Neuss die Handbremse eher lösen konnte als Rotenburg, war letztlich entscheidend für den Spielausgang: Initiiert von starken Defensivaktionen der erst spät verpflichteten Christina Krick (vier Ballgewinne und sechs Punkte in der ersten Hälfte), gelang den Tigers zwischen der 13. und 17. Minute, als die von einer Nackenverspannung spürbar gehandikapte Jana Heinrich die Punkte zum 30:20 markierte, ein 10:0-Lauf. Ein Vorsprung, der auch zur Halbzeitpause Bestand hatte. Daran mit jeweils acht Punkten beteiligt waren die beiden „großen Mädels“ Lotti Ellenrieder und Britta Worms. So richtig zu erholen wussten sich die Gäste, für die die aus Nebraska kommende US-Ladie Maddie Simon zum Debüt 20 Punkte auflegte, von diesem Rückschlag nicht mehr. „Wir hatten nie das Gefühl, dass hier noch was schiefgehen könnte“, bestätigte Jana Heinrich.

Etwas brenzlig wurde es jedoch, als Toshua Leavitt ihr drittes Foul kassierte und die Hurricanes kurz darauf auf 43:47 (26.) verkürzten. Aber in dieser kritischen Phase konnten sich die Tigers auf ihre „Importe“ verlassen: Fünf schnelle Punkte der ansonsten recht unauffälligen Leavitt und vier weitere von Jill Stratton, für die am Ende mit einer Wurfquote von 64,3 Prozent satte 25 Zähler zu Buche standen, bescherten der Turngemeinde eine 11:0-Serie auf 58:43 (29.). Damit war die Partie entschieden.

Im Verlauf des Schlussviertels zogen die Neusserinnen deutlich davon, Stratton sicherte ihnen mit ihren Punkten zum 79:58 (36.) die höchste Führung. Für Bruhnke war trotzdem nicht alles Gold, was glänzt. „Wir haben gewonnen, das ist erstmal gut. Und wenn mir vor dem Spiel jemand einen Sieg mit 15 Punkten Differenz gegen Rotenburg angeboten hätte, hätte ich den natürlich genommen. Aber ich habe noch genug gesehen, an dem wir arbeiten müssen.“ So bemängelte er, „dass wir dem Gegner durch individuelle Geschichten Türen geöffnet haben, die nicht nötig waren.“ Auch die Schlussphase, in der die Hurricanes mit Pia Mankertz (11 Punkte/11 Rebounds) und Hannah Pakulat (18 Zähler) noch mal auf 76:86 (39.) herankamen, ging dem Coach gehörig gegen den Strich.

Dennoch, versicherte er schließlich milde lächelnd: „Am Ende, wenn mein Blutdruck wieder gesunken ist, bin ich dann doch noch ganz zufrieden.“

Quelle NGZ Online